

Mein Weg in die Malerei
In jungen Jahren habe ich häufig direkt in der Natur gezeichnet und aquarelliert. Auf einem Stadtplatz Architekturansichten gefertigt oder im Wald oder in einem Palmengarten Naturstudien erstellt. Durch das Hineinzoomen in den Palmenstamm, kam ich zur Abstraktion. Ich habe zwei kunstnahe Studiengänge absolviert: An der Universität Passau eine Kombination aus Kultur und Wirtschaft und nach den ersten Berufsjahren in Berlin: Graphikdesign in Madrid (eine Kombination aus Kunst und Wirtschaft). Und zwei Jahrzehnte in diesem Bereich gearbeitet. Schließlich studierte ich vier Jahre berufsbegleitend Malerei an einer Kunstakademie. Seit einigen Jahren widme ich mich ganz der Malerei.
Studien- und Auslandsjahre
In meinem Studiengang an der Uni Passau waren Kultur- und Kunstgeschichte ein Hauptbestandteil. Im Graphikdesignstudium wurde das grafische Auge geschult. Das Malereistudium bei Prof. Markus Lüpertz beinhaltete neben der freien Malerei, das Aktzeichnen und die Maltheorie. Auch fließt die Berufs- und Auslandserfahrung im mediterranen Raum, mit in meine Werke ein: Die Neugier und Offenheit für das Fremde sowie die gesammelten visuellen Eindrücke; ein anderes Licht, ein anderer Farbraum, eine andere Architektur.
Abstrakt oder Figurativ
Beides. In der abstrakten Malerei geht es mir um den energetischen impulsiven Ausdruck mit dem großen Pinsel oder Spachtel. In der Gegenständlichkeit um Genauigkeit, mit dem kleinen feinen Pinsel. Das Gegenständliche befruchtet das Abstrakte und umgekehrt. Als ich an die Kunstakademie kam, hatte ich einige Jahre rein abstrakt gearbeitet: großformatige Farbkompositionen. Im ersten Studienjahr wurde dann der Akzent auf das Aktzeichnen gelegt: Die individuellen 3-dimensionalen Rundungen des menschlichen Körpers auf der 2-dimensionalen Leinwand umzusetzen. In den Folgejahren ging es darum von der S/W-Gegenständlichkeit ausgehend, immer mehr in die abstrakte Farbigkeit zu kommen, mit seinen eigenen Themen. Da habe ich mein Sujet entdeckt, das nun seit einigen Jahren meine figurative Malerei prägt, die "Maurischen Räume".
Motivauswahl
Unser Prof. sagte einmal: "Seid aufmerksam und euer Thema wird auf euch zukommen". Und so war es dann auch. Für die Aufgabe 'Zeichnung in Malerei zu übersetzen', manifestieren sich meine in Spanien gesammelten Inspirationen aus der maurischen Architektur, mit den wunderschönen teilweise verwitterten Ornamenten. Beispielsweise in der Alhambra in Granada oder im Maurischen Königspalast in Sevilla. Bei deren Anblick mir immer das Herz aufgeht.
Meine Bildinhalte
1. Der Motivausschnitt: Ich sehe etwas Besonderes in einem beiläufigen scheinbar belanglosen Motiv: In einer Nische, an einem Wandvorsprung, in einer Ecke des Bodens. Und hebe diesen eigenen Blickwinkel durch das vergrößerte Darstellen des Detailausschnittes auf der Leinwand hervor.
2. Die verwitterte Oberfläche: Mir ist wichtig die Schönheit von Jahrzehnte alten Verwitterungsspuren (wie z.B. auf einem alten Mosaikboden, auf einer alten Holztür oder an einer alten Hauswand) mit ihren vielschichtigen Strukturen auf der Leinwand festzuhalten.
Spuren und Kratzer
Die plastische Vielschichtigkeit steht für die Spuren und Kratzer, die das Leben hinterläßt: Diese zeigen sich auf der Leinwand anhand von Verwitterungsspuren in Räumen, in denen gelebt wurde.
Individualität und Nachhaltigkeit
Aus individuellen Elementen -einem griechischen Fensterbogen, einem römischen Säulenkapitell, einem maurischen Mosaikboden oder einer modernen weissen Lamellentür- erschaffe ich meinen eigenen Raum. Meine Arbeiten sind aufwendig in der Recherche und Entstehung. Die beschriebenen komplexen Strukturen vibrieren fast auf der Leinwand und symbolisieren das zeitliche Geschehen: Die Vergänglichkeit, aber auch die Nachhaltigkeit. Ich plädiere mit den Motiven für die Schönheit von alten Objekten. Meine Bilder haben insofern etwas zeitloses.
Leere Räume
Ich male leere Räume, um den Betrachter einzuladen, sich selbst darin vorzustellen: In dem Raum verweilend, die zeitlosen und ästhetischen Strukturen zu betrachten.
Eigene Farbräume
Meine Arbeiten sind zumeist farbreduziert. Jede Kollektion ist innerhalb eines -selbst definierten- Farbraumes gehalten, nach Studienreisen in Länder, die mich inspiriert haben: Mediterranes Blau, Marokkanisches Türkis, Singhalesisches Grün, Kubanisches Rot oder Universelle Erdstrukturen und Grautöne.
Wiedererkennungswert
Mein Stil definiert sich durch die Motivauswahl und durch meine individuelle Art Spatula Technik. Hierfür wird die Farbe in vielen Schichten auf und teilweise wieder abgetragen. Durch Spachteln, Sprühen, Tupfen, Kratzen, Schmirgeln, Schleifen und sodann erneutem Auftragen und Bearbeiten der Farbschichten. Sodass sich die unteren und oberen Schichten zu einer Gesamtkomposition vermischen.
Bildtitel
Ich habe keinen bestimmten Titel im Kopf, wenn ich aus einer Intuition heraus anfange ein abstraktes Bild zu malen. Erst ganz zum Schluß, nach der letzten Nacharbeit, kommt mir plötzlich der Name des Bildes. Wobei ich dann oft das Gefühl habe, dass mein Unterbewusstsein das Ergebnis schon kannte.
Die richtige Energie
Man sieht dem Bild hinterher an ob der Pinselstrich eher zaghaft oder kraftvoll war. Wenn man z.B. in einem abstrakten Bild eine schnelle Aufwärtsbewegung darstellen möchte, kann man dies nicht am Tisch sitzend; die Pinselstriche müssen in schnellen Bewegungen aus dem ganzen Körper erfolgen. Im Gegenständlichen bedarf es für mich ruhiger Konzentriertheit und im Abstrakten einer kraftvollen Emotion. Diese kann freudige Ausgelassenheit sein oder ein wütendes "Jetzt erst recht". Aber jedem guten Bild geht meiner Meinung nach eine Emotion voraus. Diese Energie, ob Ruhe, Freude oder Wut, ist dann auf der Leinwand festgehalten.
Arbeitszeit pro Bild
Dass ein Bild auf Anhieb gelingt, ist eher selten. Malerei bedeutet auch Fleiß und Disziplin. Manchmal gibt es einen genialen Wurf innerhalb von ein paar Stunden. Manchmal arbeite ich mehrere Monate an einem Bild. Aber durchschnittlich kann man sagen, mit der Motivsuche, den Vor-Skizzen, der Grundierung, dem mehrschichtigen Bildaufbau, den Trockenzeiten bis hin zum letzten Pinselstrich und schließlich dem Auftragen des Firnisses: Zwei bis sechs Wochen, je nach Größe. Wobei ich immer gleichzeitig an mehreren Bildern arbeite. Und häufig entsteht daraus eine mehrteilige Serie.
Wann ist das Bild fertig
Das Bild ist fertig, wenn ich auch nach langem Betrachten keinen Impuls mehr verspüre, an irgendeiner Stelle etwas zu verändern. Bis ich zufrieden bin, bedarf es meist vieler Arbeitsschritte. Und den Mut ein gutes Bild zu überarbeiten, bei vollem Risiko es zu zerstören, um ein noch besseres hervorzubringen. Wenn das Bild dann fertig ist, hat man kurzzeitig ein Hochgefühl, etwas Großartiges erschaffen zu haben. Aber das ist schnell wieder verflogen und wird durch Selbstkritik ersetzt, die zum nächsten Bild antreibt.
Bedeutung der Kunst in meinem Leben
Die Malerei nimmt einen großen Stellenwert in meinem Leben ein. Wenn ich zeitweise nicht die Zeit/die Kraft/die Muße habe, zu malen, fehlt mir etwas. In der Malerei ist alles erlaubt; jeder Künstler kann seinen eigenen Stil definieren. Der künstlerische Ausdruck ist der freigeistige Anteil der Persönlichkeit.
Das Anspruchsvollste in der Malerei
Mit seinem Werk zufrieden zu sein. Und sich gleichzeitig nie zufrieden zu geben und sich immer wieder neu zu erfinden. Immer weiter zu suchen.
Langfristige Ziele in meiner Kunst
Die Schönheit die ich momentan in komplexen Verwitterungsstrukturen darstelle, künftig vermehrt in der Einfachheit zu suchen.